Sehenswertes Gutach
Die Gemeinde Gutach an der Schwarzwaldbahn war die älteste Siedlung im Gutachtal. Als dann später eine Stadt Hornberg gegründet wurde, da blieb Gutach noch etliche Jahrhunderte volkreicher als das Amtsstädtchen. Freilich war die Gemarkung auch 12 km lang. In guten und schlimmen Tagen hatten die Gutacher die gleichen Schicksale wie das Städtchen. Und als die Stadt an die Grafen von Württemberg verkauft wurde, mußten auch die Gutacher württembergisch werden. Eines geht durch die ganze Gutacher Geschichte. Die Gutacher hatten nämlich ein Selbstbewußtsein, das nicht gering war. Furchtlos verfochten sie ihre wirklichen oder vermeintlichen Rechte, selbst gegen ihre Amtsstadt.
Aber wie alle Dorfgemeinden hatten die Gutacher bis ins 19. Jahrhundert kein Rathaus und lange Zeit kein Gemeindesiegel. Das Stabswirtshaus nahm die Stelle eines Rathauses ein. Dieses war in Gutach das Gasthaus zur Linde. Dort wurde auch Gericht gehalten, das älteste Gericht im Gutachtal. Gerichtsherren waren allerdings die Herren von Hornberg und später die Grafen bzw. Herzöge von Württemberg. Letztere ließen das Gericht durch ihren Obervogt zu Hornberg ausüben, bis schließlich das Hochgericht ganz nach Hornberg verlegt wurde, sehr zum Mißfallen der Gutacher. (Karlleopold Hitzfeld - die Ortenau 1966 - S. 170)

Die Gutacher Malerkolonie

In den Jahren 2005 – 2010 konnte sich durch die 25 angebotenen Sonderausstellungen das Bekanntheitsgrad des Museums regional und überregional etablieren. Über 2.000 Besucher kommen jährlich ins Museum.
Über die Gutacher Künstlerkolonie
Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Künstler in das Gutachtal, Schriftsteller und vor allem Maler. Ihre Werke sind ein einhelliges Lob der Landschaft, der markanten Bauernhäuser und der Menschen in ihrer attraktiven Tracht mit dem inzwischen weltbekannten Bollenhut.
Seitdem sich die Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann (ab 1880) und Curt Liebich (ab 1891, endgültig ab 1896) Gutach zum Wohn- und Wirkungsort erwählt hatten, kann man vom Beginn der Gutacher Malerkolonie sprechen. Beide Künstler haben den Schwarzwald als Kulturlandschaft in der Malerkunst entscheidend mitgeprägt. Ihre Bezeichnung zu den Ausbildungsstätten in Berlin, Dresden, Weimar, München und Karlsruhe brachten viele Künstler aus allen Gegenden Deutschlands, der Schweiz und Frankreich nach Gutach.
In den Künstleralben des "Löwen" und der "Linde", in Gästealben und in Briefen, in Presseveröffentlichungen und nicht zuletzt in Kunstwerken selbst haben sich über hundert Künstler verewigt, unter anderen:
Gustav Schönleber, Ludwig Knaus, Heinrich und Karl Eyth, Carl Bloss, Max und Viktor Roman, Ludwig des Coudres, Friedrich Kallmorgen, Henri d’Eu de Perthes, Christian Landenberger, Ernst Kielwein, Fritz Voellmy, Heinrich Issel, Fritz Reiß, Viktor Puhonny, Albert Kappis, Franz Gräßel, Ernst Leuenberger, Vitus Staudacher, Heinrich Hoffmann, Karl Heinrich Lukas, Oskar Hagemann, Josef Wilhelm Weis, Friedrich Single...
Die Gutacher Malerkolonie war ein loser Verbund ohne Fixierung des einzelnen auf einen bestimmten Stil oder eine spezielle "Schule" der Malerei, Manche Künstler hielten sich längere Zeit in Gutach auf, so z.B. Ernst Kielwein von 1892 bis 1902, andere kamen für kürzere "Malvisiten" und waren zu Gast bei Hasemann oder Liebich. (Text aus - Museumseite - Kunstverein Hasemann-Liebich Gutach e.V.)
Badische Heimat Heft 4, Dezember 2013 / 93. Jahrgang - Ansgar Barth - 775 / 778
Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann 1850 - 1913
Am 16. April 1880 stieg am Bahnhof in Gutach ein junger Mann aus dem Zug, ein Kunstmaler, wie sich herausstellen sollte. Schon die Fahrt auf der 1873 zwischen Hausach und St. Georgen eröffneten Schwarzwaldbahn begeisterte ihn. In Gutach fand er bei Löwenwirt Aberle freundliche Aufnahme und gastliche Unterkunft .
Einen Meldeschein gab es damals noch nicht, dafür jedoch die natürliche Neugierde des Wirts. Nach und nach erfuhr dann Löwenwirt Aberle, was er wissen wollte. Ein Kunstmaler war also der junge Mann, der auf Empfehlung des Kollegen Paul Meyerheim und des Schriftstellers Berthold Auerbach (1812 – 1882) von München in den Schwarzwald reiste. Auerbach, damals neben Jeremias Gotthelf ein bedeutender Vertreter des Dorfromans, war schon in den sechziger und siebziger Jahren im "Löwen" in Gutach und schrieb an seiner Erzählung "Barfüßele". Als Illustrator hatte er den von Morges am Genfer See stammenden Benjamin Vautier (1829 – 1898) gewonnen, der zum klassischen Schwarzwaldmaler wurde. Da Vautier und andere Künstler aus Zeitgründen die Illustration von Auerbachs neuem Roman "Lorle, die Frau Professorin" nicht übernehmen konnten, wurde der junge Wilhelm Hasemann angefragt - ein Glücksfall, eine Sternstunde für Gutach, wie man heute weiß! Hasemann reizte die Aufgabe und er entschloss sich, nach Gutach zu fahren, "da ich den landschaftlichen Charakter des Schwarzwaldes und der Bewohner mit ihrem eigenartigen Costüm noch nicht kenne."
In den folgenden Tagen und Wochen durchstreift Hasemann das Gutachtal und die Umgebung und hält fest, was ihm besonders ins Auge fällt. "Die Obstbäume blühen, dass es eine Pracht ist, Obstbau ist eine Hauptsache im Gutachtal." Er bewundert die stattlichen Bauernhöfe und natürlich die Mädchen in der malerischen Tracht mit dem roten Bollenhut. Er macht Ausflüge und lernt die Triberger Wasserfälle und den Schellenmarkt auf dem Fohrenbühl kennen. Viele dieser ersten Eindrücke werden später in berühmten Gemälden des Künstlers verewigt. Ebenfalls in den ersten Wochen seines Aufenthaltes in Gutach besteigt er den fast 800 Meter hohen Farrenkopf, fertigt dort Skizzen und notiert in sein Tagebuch: "Ich hatte einen prächtigen Blick auf den Schwarzwald und konnte den Rhein, Straßburg mit seinem ehrwürdigen Münster und das Vogesen-Gebirge sehen." Man spürt die Begeisterung für das Dorf und die Region und wundert sich nicht, dass der Entschluss reifte, sich ganz in Gutach nieder zu lassen.
Die Gutacher lernten Hasemann als fleißigen Maler kennen, der in einem wahren Feuereifer Motiv um Motiv seiner geliebten neuen Heimat in Kunstwerke umsetzte. Hasemann zeigte Interesse an den überkommenen Sitten und Bräuchen und an der Entwicklung der Tracht. Er sah, wie schnell das Alte vor dem Hintergrund der Verkehrsentwicklung und der aufkommenden Industrie schwand, er begann, beharrlich aufklärend für die Bewahrung historisch gewachsener Werte zu kämpfen. Bei seinen Bemühungen fand er Verbündete, darunter Heinrich Hansjakob, dessen Werke er zum Teil illustrierte.
Hermann Eris Busse über den Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann

Schon 1881 war Hasemann Mitorganisator und Betreuer der Gutacher Gruppe beim großen Trachtenumzug anlässlich der Silberhochzeit des Großherzogs. Hier und bei späteren Volks- und Trachtenfesten waren die Gutacher mit ihrer Bollenhuttracht oft umjubelter Mittelpunkt. Gleichzeitig begann für Gutach damals der Fremdenverkehr, denn viele wollten Land und Leute, die Hasemann in seinen Bildern schilderte, in Wirklichkeit sehen. Durch seine Tätigkeit zog Hasemann Künstlerkollegen in die Heimat des Bollenhuts, die in den folgenden Jahrzehnten für kürzere oder längere Zeit in Gutach wirkten, wofür zum Beispiel das Künstleralbum des "Löwen" bildhaften und beredten Beweis ablegt.
Endgültig zum Gutacher wurde Hasemann, als er im Steinenbach ein altes Häuschen erwarb und es im Dorf wieder aufbauen ließ. Zu einem großen Ereignis für den Künstler wurde die Hochzeit mit Luise Lichtenberg aus seiner Heimatstadt Mühlberg an der Elbe im Jahr 1889. Die Gutacher mit ihrem jungen Bürgermeister Johannes Wöhrle nahmen die Heirat zum Anlass, ihren geschätzten Neubürger zu ehren. Im Gemeinderatsprotokoll vom 26. Januar findet man den knappen Hinweis: "Dem Herrn Maler Wilhelm Hasemann wird in Anerkennung seiner Verdienste für die Gemeinde für ihn und seine Braut das Ehrenbürgerrecht verliehen."
Die Gutacher hatten den Wilhelm Hasemann und seine Frau richtig eingeschätzt. Zeit seines Lebens wirkte er als anerkannter Künstler und verbreitete nicht nur seinen Ruhm, sondern auch die Vorzüge und Schönheiten des Gutachtals, ja des ganzen Schwarzwalds. Darüber hinaus arbeitete er mit seiner Frau beharrlich für den Erhalt des überkommenen Brauchtums und vor allem der Tracht, aber auch für das Bewahren der alten Schwarzwaldarchitektur und der Landschaft. Insofern war Hasemann, ohne den modernen Begriff gekannt zu haben, ein Heimatpfleger im besten Sinne. Wen wundert’s, dass er 1898 Ehrenmitglied des Badischen Schwarzwaldvereins und der Sektion Hornberg wurde? Im Jahr darauf wurde die erste Schutzhütte mit Aussichtskanzel auf dem Farrenkopf erbaut und erhielt den Namen "Hasemannhütte". Bei der Einweihung der Hütte dankte Hasemann für die "hohe Ehrung". Ein Jahr vor seinem Tod erlebte Hasemann 1912 den Bau der zweiten Hütte, die heute noch steht und natürlich den Namen des Künstlers trägt.
Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften Hasemanns zeigen die Ausstrahlung des Malers und damit die Rückwirkungen auf Gutach und den Schwarzwald: Badischer Schwarzwaldverein, Volkstrachtenverein Freiburg, Verein für ländliche Wohlfahrtspflege, badischer Verein für Volkskunde u. a.
Die Künstler – voran Hasemann – wollten als "malende Heimatpfleger" zur Erhaltung der überkommenen Schönheit und der Besonderheiten der Landschaft wirken.
Sie hatten ihre Stammwirtschaften, im 19. und frühen 20. Jahrhundert den "Löwen" und später die "Linde", die "Krone" und den "Butterbeck". In den sehenswerten Alben des "Löwen" und der "Linde" haben sich viele Künstler verewigt, darunter der in den neunziger Jahren nach Gutach gekommene Kunstmaler und Bildhauer Curt Liebich (1868 – 1937). Er heiratete die Schwägerin Hasemanns, kaufte ein stattliches Haus an der Hauptstraße und wurde wie sein Künstlerkollege Hasemann zum bedeutenden Schwarzwaldmaler, Professor und Ehrenbürger der Gemeinde Gutach.
Richard Nuzinger, Pfarrer in Gutach von 1893 bis 1910, zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der Zeit Wilhelm Hasemanns im Tal. Er war nicht nur ein guter Seelsorger und hervorragender Prediger, er beklagte den Wandel im landwirtschaftlich geprägten Schwarzwalddorf nicht, sondern setzte sich in vielfacher Weise für die vernünftige und mögliche Bewahrung des Überkommenen ein, vor allem aber für soziale Aufgaben im Sinne der "Wohlfahrt auf dem Lande". Sein größtes und heute noch sichtbares Werk war die Erbauung des Gemeindehauses in den Jahren 1907 / 08. "Erbaut zur Wohlfahrt auf dem Land" steht als Leitspruch an diesem Haus.
Pfarrer Nuzinger schätzte Wilhelm Hasemann, Curt Liebich und andere Künstler. Schon vor dem Bau des Gemeindehauses gab es eine Gabenverlosung, wobei Gemälde von Hasemann, Liebich, Fritz Reiß, Kappis, Helene Lang u. a. angeboten wurden. Später gab es im Gemeindehaus wiederholt Ausstellungen mit Werken der heimischen Künstler.
Nachruf auf Wilhelm Hasemann in der Erstausgabe der "Badischen Heimat" - Mein Heimatland - 1. Jahrgang 1914, Heft 1, 1914

Als Wilhelm Hasemann 1913 zu Grabe getragen wurde, trauerte ein ganzes Dorf, persönliche Freunde und Verehrer seiner großen Kunst aus Nah und Fern. Geblieben aber im Tal, das er so liebte, und weit darüber hinaus sind Erinnerungen und Dankbarkeit und Freude an seinen herrlichen Bildern. Der 100. Todestag im Jahr 2013 ist für den Kunstverein Hasemann-Liebich und die Gemeinde Gutach Anlass für Ausstellungen und Veranstaltungen zum Gedenken an den bedeutenden Schwarzwaldmaler und Ehrenbürger der Heimat des Bollenhutes.
Heinrich-Hansjakob-Brief nummer 159 • dezember 2018 - Peter Schäfer
Dem Schwarzwaldmaler Curt Liebich zum 150. Geburtstag - Illustrator von zahlreichen Werken Heinrich Hansjakobs
Mit dem Wechsel zum Verlag Adolf Bonz & Comp. Stuttgart im Jahre 1898 erschienen in den Folgejahren zahlreiche neue bzw. neu aufgelegten Werken von Heinrich Hansjakob als illustrierte Ausgaben. Neben den beiden Gutacher Schwarzwaldmalern Wilhelm Hasemann und Curt Liebich wurde auch der österreichische Genremaler Hugo Engl mit diesen Arbeiten beauftragt. Die weitaus meisten von Heinrich Hansjakobs Büchern hat dabei Curt Liebich illustriert.
Curt Liebich wurde am 17. November 1868 in Wesel/Niederrhein geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien in Colmar, Naumburg/Saale und Dresden kam er 1888 an die Dresdner Akademie, wechselte kurz darauf nach Berlin und 1890 weiter an die Weimarer Kunstschule. Nach Abschluss seiner Studien übersiedelte er 1892 nach Gutach / Schwarzwaldbahn.
Curt Liebich über die Trachten des Kinziggaues

In erster Ehe heiratete er 1896 Antonie Lichtenberg (1873 - 1919), die Schwägerin von Wilhelm Hasemann, in Mühlberg / Elbe und nach deren frühem Tod in zweiter Ehe 1920 Emma Lichtenberg (1877 - 1969), die Schwester seiner ersten Frau, in Haslach/Kinzigtal. Aus erster Ehe gingen zwei Söhne hervor. Curt Liebich verstarb nach schwerer Krankheit am 12. Dezember 1937 als Ehrenbürger in Gutach.
Zeit seines Lebens hat Curt Liebich Bilder in Öl gemalt, die überwiegend in Privatbesitz gelangt sind. Er war bei Wind und Wetter in der Natur draussen, um so die Stimmungen der Jahres- und Tageszeiten einzufangen. Er liebt die Farbenpracht der Landschaften, wie sie sich im Licht der Sonne präsentierten.
Curt Liebich fertigte tausende von Zeichnungen für Illustrationen an. Darunter befinden sich alleine ca. 600 für Heinrich Hansjakob, seinen meist illustrierten Autor. Die exakten und präzisen Darstellungen haben auch heute noch einen hohen dokumentarischen Wert. Das erste Buch war die Prachtausgabe von Heinrich Hansjakobs Erzählung „Der Vogt auf Mühlstein“, welche 1895 noch im Herder-Verlag in Freiburg erschienen ist. Curt Liebich illustrierte dabei den Einband, währen die Heliogravüren im Innenteil von Wilhelm Hasemann stammen.
Um 1900 war das Sammeln und Versenden von Ansichtskarten in weiten Bevölkerungskreisen sehr beliebt. Vor allem die Künstlerkarten waren erschwinglichen Kunstwerke für Jedermann. Um die 140 Karten mit Liebichs Motiven wurden teilweise in mehreren Sprachen in aller Welt vertrieben. Die Einzelkarten und Kartenserien, als Lithographien, Fotodrucke, Kupfertiefdrucke, ein und mehrfarbig, sind heute noch begehrte Sammlerstücke.
Ab seinem 55. Lebensjahr wendete sich Curt Liebich intensiver der Bildhauerei zu. Tod und Trauer waren dabei ein zentrales Thema seines Schaffens. Das Gutacher Kriegerdenkmal (1923) wurde, obwohl es nicht in die herrschende Ideologie der damaligen Zeit passte, zum Vorbild für stets neuen Aufträge. Er stellte dabei nicht die Heldenverehrung und Verherrlichung menschlichen Opfers durch den Krieg in den Mittelpunkt, sondern Trauer und Leid der Hinterbliebenen. Neben Gutach entstanden weitere dieser Kunstwerke u.a. in Schapbach, Rhina, Geisingen und Dunningen.
Reisen und Wandern, in Heimat und Ferne, mit Bahn, Kutsche, Schiff, Auto oder Fahrrad war für Liebich ein Art Lebenselixier. Durch Aufträge für Illustrationen lernte er zwischen Nordkap und Nordafrika die skandinavischen Länder, den Nordatlantik, Mitteleuropa mit den Alpenländern, den Balkan und den Mittelmeerraum kennen. Dabei war er besonders für die Illustrationen der Reisebücher von Heinrich Hansjakob und für Kunstmappen des Norddeutschen Lloyd unterwegs.
Nachdem die Werbeträchtigkeit von Schwarzwaldhaus und Bollenhut erkannt wurde, erhielt neben Wilhelm Hasemann und Fritz Reiss besonders auch Curt Liebich Aufträge aus Wirtschaft und Fremdenverkehr. In Plakaten, Prospekten, Kunstmappen, Kalendern und Werbemarken sollten diese Symbole sozusagen als Gütesiegel und Markenzeichen ein Qualitätserzeugnis garantieren.

Die Gutacher Vogtsbauernhöfe

Das Freilichtmuseum hat seinen Namen vom Vogtsbauernhof, der seit 1612 an dieser Stelle steht und dessen Eigentümer um 1650 Talvogt in Gutach war. Mit diesem Schwarzwaldhaus gründete Hermann Schilli 1963 das Museum. Im Lauf der Jahre kamen weitere Bauernhöfe hinzu, die an ihrem ursprünglichen Standort abgebaut und im Museum Vogtsbauernhof wieder aufgebaut wurden.
Ergänzt wird dies durch zahlreiche Funktionsgebäude wie Mühlen, Speicher, Backhäuser und Sägen. Auf dem ca. 5,5 Hektar großen Gelände des Museums leben außerdem Bauernhoftiere alter Rassen.
2017 wurde das 1980 erbaute Hermann-Schilli-Haus für die Besucher zugänglich gemacht. Im März 2018 wurde das erste Gebäude aus dem Nordschwarzwald vorgestellt, das Schlössle von Effringen aus dem Jahre 1379.
Zum Veranstaltungsangebot des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof gehören tägliche Mühlenvorführungen, Handwerksvorführungen, Sonderführungen, Mitmachprogramme für Kinder und Familien sowie Themen- und Aktionstage.
Das Museum hat von Ende März bis Anfang November täglich geöffnet. (aus wikipedia)
Übersicht - Höfe - unter denkmalpflegerischer Sicht

Über das wichtige Jahr 1980 - Hermann Schilli "bilanzierte" und hielt die Arbeiten am Freilichtmuseum für nahezu abgeschlossen. Dem war bei weitem nicht so, denn das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof entwickelt sich permanent weiter. Anerkannt muss die Leistung von Professor Schilli als maßgeblich treibende Kraft für die Erbauung unbedingt werden und mit Recht findet sich heute das "Hermann-Schilli-Haus" auf dem Museumsgelände. Lassen wir Professor Schilli über das Jahr 1980 selbst berichten:
Die Neubauten im Schwarzwälder Freilichtmuseum - die Ortenau 1980 - Hermann Schilli - S. 305 ff.
Im Sommer 1979 wurde im Schwarzwälder Freilichtmuseum "Vogtsbauernhof" in Gutach im Schwarzwald mit der Aufstellung eines Archivgebäudes begonnen, das eine Wohnung für einen Museumsbediensteten, eine dringend benötigte Werkstätte und ein Archiv für meine Bauaufnahmen von Schwarzwaldhäusern und Bauernhäusern der Rheinebene, Negative und Dias aus diesen Landstrichen sowie meine Hausbücherei aufnehmen wird. Dieses Gebäude wird in der Art einer Mischform zwischen Gutacher- und "Heidenhaus" erstellt werden, wie sie in der Umgebung des Museums üblich waren. Es ist damit eine Neuschöpfung, jedoch in der hierzulande üblichen Bauweise (Abb. 1,2). Gleichzeitig wird im Museumsgelände ein Hotzenhaus erbaut werden. Im folgenden Jahr soll dann ein Schauinslandhaus folgen. Damit wäre das Schwarzwälder Freilichtmuseum vollständig; es wird dann alle Schwarzwälder Hausformen beherbergen. Dieser erfreuliche Abschluß ist zu danken dem Kultusausschuß des Ortenaukreises unter der Führung von Herrn Landrat Dr. Gamber und der Landesregierung in Stuttgart, die erhebliche Mittel zugeschossen hat.

Da erhielt ich Mitte April die Nachricht, der Klausenhof dürfe nicht versetzt werden, weil der Kreis Waldshut das Haus erwerben, als Denkmalhof versetzen und herrichten werde. Hierauf entschloß ich mich zu einer Nachbildung, da ein Hof mit allen für den Hotzenwald bezeichnenden Eigenheiten nicht mehr zu finden ist und ein Hotzenhaus im Gutacher Museum nicht fehlen darf. Der Entschluß fiel mir sehr leicht, weil das eigentliche, in Holz gezimmerte Haus von der umgebenden "Schildwand" restlos verdeckt wird. Ferner sind zwei Überlegungen bei diesem Mißgeschick tröstlich: Wir hätten aus diesem baufälligen Haus nur sehr wenig Holz nach Gutach überführen können. Es ist doch sehr vom Wurm befallen und altersmorsch. Im Innern ist es restlos vergammelt; die meisten Türen und alle Fenster sowie die Einrichtung sind herausgerissen, selbst der Kachelofen mit dem Nebenofen, der "Chouscht" (Kunst) ist abgebaut. (Glücklicherweise konnte mein Mitarbeiter, Herr Breithaupt, einen alten Hotzenwälder Kachelofen mit Nebenofen erwerben, der im neuerstellten Nachbau etwas vom alten Hotzenwälder Geist verspüren läßt). Außerdem ist das Haus stark verändert worden. 1864 sind über dem Kammerfach auf der Südseite weitere Kammern eingebaut worden. Das Haus erhielt dadurch auf dieser Seite einen Halbwalm, ein im Hotzenwald ursprünglich fremdes Bauelement. Auch auf der Nordseite ist das Haus zu einem unbestimmten Zeitpunkt verlängert worden. Wir haben mit dem Nachbau den alten Bauzustand wieder hergestellt.
Hammerschmiede und Ölmühle im Freilichtmuseum - Hermann Schilli 1975


Die Güterteilung verursachte den Niedergang des Bauerntums. Sie wurde von den starrköpfigen Hotzen in einem Anhang zur "Landesordnung des Schwarzwaldes" zu Beginn des 17. Jahrhunderts erzwungen. Die Folge war eine Wohnungsnot, da: "in einem Häusel zwey und mehrere Hausgesessene sich befinden, wodurch sie sich selbsten überlästig machen", und damit eine unbotmäßige Bevölkerung das Land bewohnte, die den Landes- und Territorialherren, Vorderösterreich und

Das Hotzenhaus. Diese Hausart ist wie alle Schwarzwaldhäuser ein Einhaus, das Menschen, Tiere und Erntegut unter einem Dach birgt. Ein quaderförmiger Hauskörper mit vorgelagertem Umgang, dem "Schild", von 18,50 m Länge und 12,25 m Breite trägt ein strohgedecktes Dach, das über den Schmalseiten in Vollwalmen endet (Abb. 3). Auf der Rückseite führt eine Erdrampe durch das "Einfahrtshäusle" in die Tenne, die über dem Stall im Erdgeschoß liegt.
Die Firstlinien des Hauptdaches und des "Einfahrtshäusles" enden in kegelförmig gestalteten Strohschaubenbüscheln, auf denen oben kleine Holzkreuze stecken. Zum Erscheinungsbild dieses Haustyps gehören ferner der Baumhag auf der Südseite, der gleichlaufend mit der Traufkante des Walmes angepflanzt ist. Er besteht aus drei Vogelbeerbäumen, die das Haus gegen die Wetterunbilden schützen. Dieser Baumschutz spielte früher im Brauchtum eine Rolle; unter ihm schlichtete der Hausvater Streitigkeiten zwischen den Bewohnern.
Die Schwarzwälder Mühle (erläutert an der Mühle des Vogtebauernhofes in Gutach) von Hermann Schilli 1966


Der ursprüngliche Wohnteil ist nach Schwarzwälder Art in Stube und Küche aufgeteilt, denen wohl in jüngerer Zeit die drei Kammern auf der Südseite vorgelagert worden sind. In der Stube stehen sich der Eßtisch unter dem "Herrgottswinkel" und der mächtige Kachelofen mit Nebenofen, der "Chouscht" (Kunst), diametral gegenüber. Dieser Ofen mit seiner "Chouscht" ist das einzige Originalstück in unserer Stube. Die "Chouscht" wird ebenfalls wie die Schwarzwälder "Kunst" von den Abgasen des Küchenherdes geheizt. Unter dem Kachelofen ist eine Vertiefung, die oben durch ein Bodenbrett abgedeckt ist. Sie ist das Geheimfach, die "Kalt" des Hauses, in der die wichtigsten Schriftstücke und die wenigen Wertsachen aufbewahrt werden. Neben dem Kachelofen mit seinem Nebenofen führt eine schmale Treppe in die darüberliegende Schlafkammer. Diese Treppe ist oben mit einem Falladen abgedeckt, der am Abend geöffnet wird, um die Schlafkammer zu erwärmen. Die Stube ist ausgeschmückt mit billigen Heiligenbildern, Erinnerungsbildern an die Soldatenzeit und einer Schwarzwälder Lackschilduhr. In der gemauerten Wand hinter dem Ofen ist eine Durchreiche nach der Küche angebracht.
In dieser steht der Herd. Über ihm fängt ein geflochtenes und mit Lehm verschmiertes Gewölbe, die "Rauchhurd", die Funken auf. Nach dem Verglühen der Funken tritt der Rauch des Herdes und des Kachelofens durch Schlitze in der Küchendecke - die Küche geht durch beide Geschosse hindurch - in den Dachraum. Durch ein Feuerloch in der Kunstwand wird der Kachelofen in der Stube beschickt. Ein Tisch, ein einfacher Schrank ergänzen die Ausstattung.
Stube und Küche sind durch den Hausgang vom Stall mit dem Futtergang getrennt. Im Hausgang führt eine gerade einläufige Treppe in das Obergeschoß.
Der Stall und der Futtergang sind auf beiden Langseiten durch den "Schild" zugänglich. An der Trennwand des Stalles gegen den Futtergang sind die Futterkrippen angeordnet. Vor ihnen ist der Stallboden mit lose aufgelegten Bohlen abgedeckt, so daß sie abgehoben werden können, und der "Salpeterer" aus dem von Jauche durchtränkten Boden Salpeter aussieden kann. Das Gewerbe der "Salpeterer" hat, wie oben bemerkt, durch seine Aufstände im 18. Jahrhundert Geschichte gemacht. Die Viehstände sind sehr kurz, denn auch hier wurde das kleine "Hinterwälder" Vieh gehalten. Gegen den Laufgang für das Vieh sind die Viehstände durch eine Rinne, ein gehöhltes Halbholz, den "Schorbaum", begrenzt. Im Unterschied zu den Schwarzwaldhäusern ist der Stall von dem Futtergang durch eine Bretterwand getrennt. Unter der Decke ange

Wir haben den Stall und den Futtergang nur auf ein kurzes Stück der ursprünglichen Verhältnisse zur Darstellung gebracht, weil die restlichen Raumteile für die Aufnahme einer Bilderausstellung vorgesehen sind. Diese Nutzung ist der Künstlervereinigung Wolfach zu Beginn der Errichtung des Museums zugestanden worden, und wir wollen an diesem Zugeständnis nicht rütteln, zumal wir in diesem Raum zwei berühmte Schwarzwaldmaler, Hasemann und Liebich, ehren, die mit ihren Bildern die Schwarzwaldhäuser weithin bekannt gemacht haben.
Im Obergeschoß liegt über der Stube die Schlafkammer der Bauersleute. Sie birgt ein Himmelbett, einen Kasten, eine Truhe, einen Stuhl und eine Schwarzwälder Uhr. An den Wänden hängen Heiligenbilder. Neben der Schlafkammer erstreckt sich der Küchenraum bis auf dessen Abdeckung in der Höhe der Schlafkammerdecke. In der Abdeckung der Küche, der "Feuerbühne", befinden sich Schlitze, die den Rauch in den Dachraum entlassen. Über einem Drittel dieses Raumes liegen in der Höhe des Schlafkammerbodens einige Bohlen, die von außen begangen werden können. Sie ermöglichen das Aufhängen der Fleisch- und Wurstwaren, die hier geräuchert werden. Der "Schild" ist in der Höhe des Schlafkammerbodens abgedeckt, so daß hier ein dreieckiger Umgang, die "Laube" entstanden ist. Sie ist vom oberen Hausgang her betretbar. In ihr schliefen vor dem Anbau der Kammern die Kinder. Über dem Stall verläuft die Tenne, in die eine Erdrampe durch das Einfahrtshäusle führt. Von der Tenne aus kann der Heustock, der über dem Futtergang liegt, beschickt werden. Dorthin gelangt man einmal vom Futtergang aus über eine Leiter durch eine Öffnung in der Decke dieses Ganges, die zugleich der Boden des Heustocks ist. Durch diese Öffnung wird auch der Futtergang beschickt. Einen weiteren Zugang ermöglicht der "Heusteg", der in der Mitte des Heustocks in der Höhe der Tennwand über den Heustock hinweg führt. Von diesem "Heusteg" aus wird das Heu im Heustock aufgestapelt. Auf den "Heusteg" gelangt der Bauer über eine Leiter, die er an die Tennwand lehnt. An diesem Vorgang erkennt man wiederum den noch nicht ausgereiften Aufbau des alten Hotzenhauses.
Das Schwarzwälder Freilichtmuseum "Vogtsbauernhof" in Gutach - Dieter Kauß in die Ortenau 1994 S. 105 ff.


Dieser Haustyp gehört zu der Familie der "Schwarzwälder Heidenhäuser". Dabei erhebt sich die Frage, ob nicht diese Modifikation eine alte, vielleicht sogar die ursprüngliche Form des "Heidenhauses" gewesen ist. Diese Vermutung drängt sich auf, wenn man bedenkt, daß die ältesten Hotzenhäuser, wie unser Beispiel eindringlich zeigt, noch technisch nicht so ausgereifte Hausgerüste aufweisen wie die "Heidenhäuser", und daß dieses Gebiet ein geschlossener Flächenstaat mit einem Freibauerntum gewesen ist, der vor dem Schwarzwald besiedelt worden ist. Dafür zeugen u.a. auch die zahlreichen Ortsnamen mit der -ingen Endung, wenn auch die Hotzenwälder -ingen Orte nicht zur Schicht der ältesten -ingen Siedlungen gehören.
Literaturangaben:
G. Endriss, Landschaft, Siedlung und Wirtschaft des Hotzenwaldes. Quellen und Forschungen zur Siedlungs- und Volkstumsgeschichte der Oberrheinlande, Karlsruhe 1941.
H. Hansjakob, Die Salpeterer, eine politisch-religiöse Sekte aufdem südöstlichen Schwarzwald, Waldshut 3. A. 1896
G. Haselier, Geschichte des Hotzenwaldes, Lahr 1973, Th. Lehner, Die Salpeterer, Berlin 1977
H. Schilli, Das Schwarzwaldhaus, Stuttgart 3. A. 1977. In diesem Werk findet der Leser noch weitere Quellenhinweise.

Sehenswertes Gutach
