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Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital und Stiftskirche

Lahr entwickelte sich um die 1220 gebaute Tiefburg der Herren von Geroldseck, von welcher heute nur noch der "Storchenturm" baulich intakt erhalten ist. In die sich im 13ten Jahrhundert entwickelnde Siedlung hinterließ die zweite des Walther I. von Geroldseck Ehefrau Heilika von Mahlberg 1259 ihre Stiftung Spital und das Spitalkloster "Unserer lieben Frau". Die aus dem Kloster hervorgegangene Stiftskirche und das Alten- und Pflegeheim Spital feiern 2009 ihr 750jähriges Bestehen.



Über Stifterin Heilika von Geroldseck:

Das Erbe der Heilika von Mahlberg - von Dr. Heinrich Frhr. v. Lersner
(Der Altvater - Heimatblätter der Lahrer Zeitung, 18. Jahrgang, 17. Folge, 10. September 1960, Seite 67)

stiftskirche lahrDer Freund der Heimatgeschichte, der die historische und genealogische Literatur aufschlägt, um nach dem Namen der zweiten Frau des Stammvaters der Geroldsecker, Walthers I. zu suchen, ist überrascht, völlig verschiedene Versionen zu finden, die nur in dem urkundlich belegten Vornamen "Heilika" übereinstimmen.
In der älteren Literatur und auch in manchen heimatkundlichen Veröffentlichungen aus neuerer Zeit ist eine Heilika von Mahlberg als Erbin der Grafschaft Mahlberg in Baden erwähnt. Die moderne genealogische Literatur (z. B. Eberhard Winkhaus, 2. Band 1953) setzt dagegen eine Heilika von Vinstingen als zweite Frau Walters ein. Dem Leser scheint hier Behauptung gegen Behauptung zu stehen. Und doch läßt sich der Widerspruch leicht lösen, wie im folgenden gezeigt werden soll. Damit sollen zugleich auch einige Fragen beantwortet werden, die Dr. Hermann Wiedtemann unlängst an dieser Stelle ("Der Altvater" vom 19.3.1960) aufgeworfen hat.
Dr. Wiedtemann hat sehr verdienstvoll darauf hingewiesen, daß die auch in neueren Publikationen noch vorherrschende Version, die Herrschaft Mahlberg sei durch die Heirat zwischen Heilika von Mahlberg mit Walter I. von Geroldseck an die Geroldsecker gekommen, der Legende angehört. Bereits Ruppert (Geschichte der Mortenau, Achern 1882) hat zutreffend ausgeführt, daß es eine Grafschaft Mahlberg nie gegeben hat. Mahlberg war lediglich eine ursprünglich bischöflich bambergische, später Zähringer und schließlich (1218) staufische Herrschaft. Es ist heute als sicher anzunehmen, daß der Stammvater der Geroldsecker Mahlberg nicht durch Heirat erworben hat, sondern bei der Verteilung des Erbes der Hohenstaufen nach dem Zusammenbruch des Stauferreiches in Deutschland (1245/46) oder spätestens nach dem Tode des Kaisers Friedrich II. (1250) an sich gebracht hat. Dies ergibt sich auch daraus, daß Walter sich diese Eroberung später durch den unglücklichen Konradin von Hohenstaufen am 8.5.1265, drei Jahre vor dessen Enthauptung in Neapel, für 1000.- Mark Silbers als Lehen geben ließ. Gegen die Existenz einer Grafschaft Mahlberg spricht auch die Tatsache, daß Walter I., der nie dem Grafenstande angehörte, mit dem Erwerb Mahlbergs den Grafentitel hätte führen müssen, da im Mittelalter Adelstitel nicht verliehen wurden, sondern streng an den Besitz der betreffenden Herrschaften" gebunden waren.
Ruppert und auch Dr. Wiedtemann ziehen nun aus der Tatsache, daß Heilika nicht Erbin von Mahlberg gewesen sein kann, den Schluß, daß die alten Chronisten (Marschall v. Bieberbach u. Pappenheim, Reinhard) unrecht hatten, als sie der nur unter dem Vornamen Heilika nachweisbaren zweiten Gemahlin Walters den Beinamen "von Malberg" gaben. Dieser Schluß beruht auf der Voraussetzung, daß das badische Mahlberg der einzige Ort dieses Namens ist, der als Herkunftsort der Heilika in Frage kommt.
Aus der Eifel ...
Eine nähere Überprüfung der (Quellen macht es jedoch wahrscheinlich, daß Heilika tatsächlich eine "von Malberg" war. Sie entstammte nur nicht der Stadt Mahlberg in Baden, nach der sich wohl,nie ein Adelsgeschlecht benannt hat, sondern aus dem alten Dynastengeschlecht der Herren von Malberg in der Eifel (an der Kyll im Kreise Bitburg gelegen.) Dièse Familie nannte sich später nach dem lothringischen Ort Vinstingen (heute Fénétrange) an der oberen Saar. Als Wappen führten die Herren von Malberg-Vinstingen einen waagrechten silbernen Balken im blauen Feld.
spital lahr smallDen Beweis für die Möglichkeit, daß Heilika dem Geschlecht derer von Malberg an der Eifel entstammte, findet man bei Walther Möller (Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Band l, 1922), der eine leider nicht näher zitierte Urkunde erwähnt, wonach Bischof Walter von Straßburg, der Sohn Walters L von Geroldseck, den Erzbischof von Trier, Heinrich von Vinstingen (+ 26.4.1286), seinen "avunculum" nennt. Avunculus ist der mütterliche Oheim, im übertragenen Sinne auch der Mann der Schwester der Mutter. Der Erzbischof Heinrich von Vinstingen, der den Geroldseckern im Kampf gegen die Stadt Straßburg bei-stand, war der Sohn eines Merbodo von Malberg, der sich auch von Vinstingen nannte und 1214-1225 urkundlich erwähnt ist und seiner Gemahlin Ita, die vermutlich eine Gräfin von Zollern war. Wenn der Erzbischof der avunculus des Bischof s Walter von Geroldseck war, muß Heilika seine Schwester und damit die Tochter des Merbodo von Maltaerg gewesen sein. Dieser auch in oberrheinischen Urkunden erwähnte Merbodo (Marbodo) von Malberg wurde schon von früheren Autoren (z. B. von Reinhard 1766) als Vater Heilikas vermutet, nur-versuchten diese ihn irrtümlich mit der Stadt Mahlberg in Baden in Verbindung zu bringen, weil sie von der an sich naheliegenden Annahme avisgingen, Heilika habe Mahlberg in die Ehe gebracht. Erst Rupert zweifelte hieran und hätte das Geheimnis des ihm mysteriös erscheinenden Merbodo gelöst, wenn er außerhalb des oberrheinischen Raumes die Quellen befragt hätte.
Auch die Frage, wie wohl der aus dem Schwarzwald stammende Walter von Geroldseck dazu kam, eine Tochter der für damalige Begriffe weit entfernten Eifel zu ehelichen, läßt sich beantworten. Heilika von Malberg gehörte zur Verwandtschaft der ersten Frau Walters, Elisabeth von Lützelstein (Tochter des Grafen Hugo I. von Luneville und der Jutta von Gerbweiler in den Vogesen)). Die Schwester dieser Elisabeth, Kunigunde von Lützelstein, war nämlich mit dem Wittlicher Vogt Brunico von Malberg - Vinstingen (1236 bis 1263 genannt) verheiratet, der als Sohn des Merbodo erwiesen ist und damit ein Bruder Heilikas und des Erzbischofs von Trier gewesen sein muß. Diese Verwandtschaft kann jedoch Bischof Walter von Geroldseck nicht gemeint haben, als er den Erzbischof Heinrich seinen "avunculum" nannte, denn selbst wenn der Bischof aus der ersten Ehe seines Vaters stammen würde, wäre Erzbischof Heinrich der Bruder des Schwestermannes von Walters Mutter gewesen, den man wohl kaum mehr mit "avunculus" bezeichnet hätte.
An dieser Stelle muß auch der neuerdings viel vertretenen Ansicht widersprochen werden, das Alliance-Wappen aus der Lahrer Stiftskirche, das neben dem Geroldsecker Schild den aufsteigenden schwarzen Löwen auf silbernem Feld zeigt, weise auf das Mahlberger Wappen hin. Das Löwen-Wappen ist mit Sicherheit das der Herren von Lichtenberg aus dem Elsaß, mit denen die Geroldsecker sich mehrmals vermählt hatten. Der Sohn Walters I., Heinrich I. von Geroldseck, Graf von Veldenz, hatte in erster Ehe eine Elisabeth von Lichtenberg zur Frau. Auch dessen Urenkel Heinrich IV. von Geroldseck-Sulz, der 1349 Pastor von Dinglingen war und später das geistliche Gewand ablegte, heiratete eine Adelheid von Lichtenberg. Ebenso waren Walter IV. von Geroldseck-Lahr (1299 bis 1354) und Walter VIII. von Hohengeroldseck mit Lichtenbergerinnen verheiratet. Das Wappen mag daher wohl auf Walter IV. hinweisen, dem Lahr gehörte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Stifterin des Lahrer Klosters entgegen vieler geäußerter Zweifel wohl sicher Heilika von Malberg hieß, daß sie jedoch nicht in dem badischen Städtchen Mahlberg, sondern in der Eifel oder an der Saar das Licht der Welt erblickt hat. Nicht durch diese tugendsame Frau kam Mahlberg an Walter von Geroldseck, sondern wahrscheinlich durch eine weit weniger friedliche Eroberung.

 

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Die ganze Stadt im Mittelalterfeeling

Welch ein Gang in's "Städle" - kaum wieder zu erkennen ist die Lahrer Altstadt. Hunderte, wenn nicht mehr "Gewandete" (Menschen in Mittelaltergewändern) fluten die Stadt. Überall Stände, Buden und Zelte in allen Straßen und auf allen Plätzen der Innenstadt. Besucher fühlten sich staunend in eine andere Zeit versetzt.

So hätte man das nicht unbedingt erwartet. Zwar waren überall Vorankündigungen eines Großereignisses zu sehen und dennoch, in diesem Umfang und dieser Qualität - das übertraf wohl alle Erwartungen.

 

Schon im Außenbereich des Stadtkern waren mittelalterliche Gesänge und Klänge zu hören und kaum hatte man diese Überaschung verarbeitet, begegnete man fremden Menschen in historischen Gewändern. Die ganze Stadt schien in einer Märchenwelt versunken. Gratulation an die Veranstalter "da ist Euch ein ganz großer Wurf gelungen".

Den Verlockungen an den Ständen, die Schlemmereien, Kuchen und natürlich auch mittelalterlische Getränke wie Kräuterbrände und Honigweine feilboten, war nicht zu widerstehen.

Nach kurzer Zeit war eines klar: "dieser Tag gehört der Stadt und dem mittelalterlischen Tagesmotto". Alle anderen Termin werden gecancelt - so etwas wird sich so schnell nicht wiederholen und hat für den Tag oberste Priorität.


 


 


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Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - "Was sin denn des fir Litt?"

Auch bei der einheimischen  Bevölkerung löst sich Erstaunen aus. Unglaublich, was die Organisatoren des Stadtfests zur 750 Jahr Feier des Spitals da "auf die Beine stellten". Auf allen Plätzen der Innenstadt mittelalterlische Handwerksbuden, Verkaufsstände und Veranstaltungsbühnen. Hunderte Gewandeter gehen durch die Stadt und an jeder Ecke werden kleine Kunst- und Schaustücke dargeboten. In allen Gassen sind mittelalterlische Musiker und Sänger zu hören. Die Stadt wirkt befremdend schön und phantastisch in eine andere Zeit versetzt.

Eine junge Dame im Feenkostüm sieht staunend zu ihrer Mutter und sagt: "Was sin denn des fir Litt?" (was für eine Art Leute sind das?) obwohl sie selbst in einer Verkleidung steckt. Diese Gewänder sieht sie allerdings zum erstenmal. Die Mutter müht sich um eine Erklärung und nimmt ein Märchen zuhilfe. Ganz abwegig scheint der Vergleich nicht zu sein.

Kulisse und und das bunte Treiben wirken tatsächlich märchenhaft. Auch Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller hat sich in diese mittelalterlische Märchenwelt "gewandet" begeben und gönnt sich in einer ruhigen Ecke ein "Päuschen".

 

 

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Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - Buntes Treiben, Tänze, Marktstände und Handwerkerbuden

Kaum zu überschauen war das Angebot, welches in allen Straßen und auf allen Plätzen der Innenstadt präsentiert wurde. Handwerkerbuden, die mit historischen Fertigkeiten aufwarteten und zur Teilnahme einluden. Bühnen, auf welchen Artisten, wie Jongleure und Feuerschlucker ihre Künste vorführten oder mittelalterlische Musikgruppen Baladen vortrugen und am "Storchenturm" - dem erhaltenen Rest der ehemaligen Stadtburg der Geroldecker - ein Schauspiel zu Ehren der Stifterin des Spitals.

Da konnte man tatsächlich nur staunen und sich treiben lassen. Auf einmal wurde man sich in dieser Stimmung bewusst, wie viele historische Plätze und Gebäude die Stadt zu zeigen hat. Das Auge wurde "gerichtet" und das historische Bewusstsein "geschärft".

 

 

 


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Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - Schauspiel Heilika vor dem Storchenturm

Vor dem Lahrer Storchenturm, dem einzigen vollständig erhaltenen Abschnitt der unter Walter von Geroldseck erbauten Stadtburg tragen Laienschauspieler*innen die Geschichte der Stifterin Heilika von Mahlberg (siehe oben, Einleitungstext) vor. Viel Aufmerksamkeit wird ihnen zuteil und solchermaßen wird auch viel Wissen um die historischen Begebenheiten der Siedlung Lahr im 13ten Jahrhundert "unter das Volk gebracht".

Alle Schauspieler*innen in Kostümen, der Zeit nachempfunden und nicht selten selbst geschneidert, tragen ihre Rollen mit Engagement und Leidenschaft vor. Das Publikum belohnt die Mühen mit begeistertem Beifall.

 

 

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Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - Schauspiel um die Stifterin Heilika von Mahlberg

Gut platziert am Lahrer Storchenturm, der bis 1861 noch als Gefängnis diente, fand das Schauspiel zu Ehren der Stifterin des Lahrer Spitals und der Stiftskirche, vorgetragen von Laienschauspielern statt.

Das Stück wurde von den Besucher*innen aufmerksam verfolgt. Nicht zuletzt begründet in der Tatsache, dass viel aus der Stadtgeschichte zu erfahren war, konnten sich die Akteure in ihren mittelalterlischen Gewändern über das Interesse ihrer Zuschauer freuen.

Das real historische Ambiente um Reste der ehemaligen Stadtburg der Geroldsecker untermalte den "Zauber des Tages", der alle Gäste in eine mittelalterlische Kulisse führen konnte.

 

Nachtrag:

Alle Galeriebilder werden auf dem Ortenauer kostenlos zur Verfügung gestellt, was nicht bedeutet, dass Sie diese Bilder kommerziell nutzen können - Bitte daran denken. Meine Bitte: sollten Sie selbst fotografieren, Geschichten schreiben oder Bekannte haben, die in der Ortenau fotografieren oder über die Ortenau schreiben, würde ich mich über Ihre Beiträge an oder über das Kontaktformular freuen und diese Beiträge unter Nennung der Autor*innen veröffentlichen - vorab meinen besten Dank.

Ihr Ortenauer


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